10 Jahre Fotografin!

Ich weiß es noch als wäre es gestern gewesen.

Im Mai 2012 hatte ich in der Woche, in der meine Mama Geburtstag hatte, die Chance, drei Tage in einem Neubrandenburger Fotostudio Probe zu arbeiten, in dem ich mich beworben hatte. Am Ende des letzten Tages sagten sie, dass sie sich Ende des Monats bei mir melden werden. Es konnte ja keiner ahnen, wie wörtlich sie das meinten! Am 31. Mai 2012 um 17.55 Uhr (um 18.00 Uhr schließt das Studio) kam der langersehnte Anruf - und mit ihm die Zusage für einen Ausbildungsplatz in meinem Traumberuf!

Kaum, dass ich aufgelegt hatte, habe ich in meinem Zimmer einen Freudentanz aufgeführt und meiner Mama geschrieben, welche abends mit einer Flasche Sekt nach Hause kam und wir haben angestoßen. 

Aus dem Italienurlaub ging es dann nur zwei Tage später direkt ins Berufsleben.

Natürlich habe ich schon vor der Ausbildung Erfahrungen in der Portraitfotografie gesammelt. In der zehnten Klasse bekam ich eine Spiegelreflexkamera zu Geburtstag und Weihnachten geschenkt und war seitdem beinahe jeden Tag nach der Schule damit auf Streifzügen oder habe Freunde und Freundesfreunde fotografiert.

Auch die Mottofotos für unsere Abizeitung habe ich gemacht, ich würde sie euch gern zeigen, aber leider habe ich die Dateien nicht mehr.

Die dreijährige Ausbildung war alles, nur kein Zuckerschlecken. Ich habe wahnsinnig viel gelernt und bin dankbar für all den Input und die Möglichkeiten, die ich bekommen habe - auch wenn nicht nur einmal Tränen geflossen sind und mal die Fetzen flogen. 

Dankbar bin ich auch für all die wunderbaren Menschen, die ich kennenlernen durfte:

Meine liebe Kollegin Uli (Ulrike Kielmann Fotografie), ohne welche ich die drei Jahre wohl nicht überstanden hätte.

Dieses verrückte, grünhaarige Wesen zu eurer rechten, mit der es auf dem Schulhof der Berufsschule in Potsdam Liebe auf den ersten Blick war und mit der ich Ende des Monats ebenfalls mein zehnjähriges habe. 

 

Anna, deren Gesicht ihr alle mindestens von meinem Instagramaccount kennt, die seit 2013 nahezu jährlich vor meiner Kamera steht und mir eine liebe Freundin geworden ist.
Darjana, die bereits vor meiner Ausbildung meine "Kundin" war und mich in Pizza bezahlt hat. Heute darf ich ihre wunderbare Familie beim Wachsen begleiten.

 

Jan, durch den ich zu KRACH und zu meinen Ausflügen in die Konzertfotografie und dem Transit Festival gekommen bin und der trotz eines verstauchten Fußes meine Waschmaschine in meine neue Wohnung geschleppt hat. 

Thomas, ebenfalls von KRACH, der mir gezeigt hat, dass Berlin gar nicht so ätzend ist, wie ich immer dachte und der Suse und mir einen tollen Abend beschert hat, um mit uns unseren Abschluss der Ausbildung zu feiern.

2015 sollte sich dann so einiges ändern. Endlich unseren Gesellenbrief in Händen, hieß es wieder einmal unseren Platz in der Welt zu finden. Mich sollte es also nach Berlin verschlagen - das war aber gar nicht so einfach .. Habt ihr schon mal versucht, da eine Wohnung zu finden? Puh, das war ein Akt! 

In den zwei Wochen zwischen Ausbildungsende und erstem Arbeitstag im neuen Studio sind mein Papa und ich sooooo oft nach Berlin gefahren, haben uns Wohnungen angeschaut, den Kopf geschüttelt, sind zurück gefahren, haben Absagen kassiert.

Zwei Tage vor meinem Dienstantritt habe ich dann die Zusage für ein WG-Zimmer in Moabit bekommen. Aufatmen war damit aber noch nicht angesagt, da es auf vier Wochen befristet war. Nun hatte ich also eine 40 Stunden Woche und musste nebenher noch eine Wohnung finden. Glücklicherweise kam kurz darauf bereits die Zusage für eine wunderschöne Altbauwohnung in Tegel, nur ein paar Gehminuten entfernt vom Tegeler See, Einkaufsmöglichkeiten und S- und U-Bahn sowie mehreren Buslinien. Und das Beste war: vom Flughafen hat man überhaupt nichts mitbekommen! 

Zwischenzeitlich zog dann auch Suse bei mir ein, weil sie vor dem gleichen Wohnungsdilemma stand wie ich noch einige Wochen zuvor. Es war eine tolle Zeit mit der besten Freundin zusammenzuwohnen, aber wir haben auch beide drei Kreuze gemacht als jeder wieder sein eigenes Reich hatte.

Kurz nach Suses Auszug habe ich dann mein ganzes Equipment aus Dennin noch nach geholt, so dass ich in meiner wenigen Freizeit noch mehr fotografieren konnte. 

Hauptsächlich habe ich mich dort dann in den Bereichen Gothic und Fantasy rumgetrieben.

Auch hier wurden wieder enge Freundschaften geschlossen. Chriz stellt mich seit Jahren beim Wave Gotik Treffen in Leipzig jedem vor mit "Und das ist Sarah! Du weißt schon! Die, die immer diese krass guten Fotos von mir macht!" und jedes Mal geht mir dabei ein bisschen das Herz auf. 

Mit Volto Nero Costumes (jetzt evan.phoenix.magic) habe ich soooo viele Shootings in der Zeit in Berlin gehabt und die wundervollen Game of Thrones Kostüme in Szene gesetzt, die Evan mit viel Hingabe von Hand fertigt.

Ich habe aber nicht nur fotografiert. Viele Wochenenden habe ich gemeinsam mit Suse und Chriz im K17 durchtanzt oder die Abende mit meiner lieben Kollegin Irene (Fotografie Neubuchstabiert) bei Pizza und Bier am Boxhagener Platz oder der Oberbaumbrücke verbracht und die Sonntage auf dem Mauerparkflohmarkt verschlendert. Auch Thomas habe ich im Klunkerkranich häufig besucht und die Sommersonnenuntergänge bei einem fantastischen Cocktail und dem Blick über die Stadt genossen.

Und auch wenn ich nie wieder zurück nach Berlin ziehen würde, so will ich keine einzige Sekunde, die ich dort verbracht habe, missen. Ein kleines Stückchen meines Herzens ist doch irgendwo in diesem lauten Tumult hängen geblieben und ich freue mich auf jeden Besuch dort!

Dann ging alles ganz schnell. Ich entschied mich aus diversen Gründen, dass das Angestelltenverhältnis nicht mehr länger etwas für mich ist. Ich redete mit meinen Eltern, ob ich in die leerstehende Wohnung im Haus ziehen und dort mein eigenes Studio eröffnen kann. Natürlich war das Timing perfekt. Nicht. Einen Tag vorher hat mein Papa eine neue Arbeitsstelle bekommen, nachdem er beinahe ein Jahr zu Hause war. Das war natürlich super für ihn, aber so hatten wir wesentlich weniger Zeit, die Wohnung komplett zu renovieren. So oft es mir möglich war, bin ich abends nach der Spätschicht, die etwa um 21.30 Uhr zu Ende war, noch nach Dennin gefahren, war gegen Mitternacht dort, bin am nächsten Tag so früh wie möglich aufgestanden, um alles vorzubereiten für meinen Umzug und das neue Abendteuer, um dann am nächsten Morgen wieder superfrüh zurück nach Berlin zur Arbeit zu fahren. Als dann das Studio fertig war, hatte ich endlich Zeit aufzuatmen. Zumindest kurz, denn die Wohnung in Berlin musste ja auch noch ausgeräumt und wieder übergeben werden. Am 30. Dezember 2017 hatte ich dann meinen letzten Tag im Berliner Studio. Drei Monate vorher hatte ich gerade erst in die Filiale gewechselt, in die ich seit beinahe zwei Jahren wollte. Es war ein emotionaler Abschied und ich bin dem ganzen Team so unsagbar dankbar, dass sie mir die letzten drei Monate so schön gemacht haben. 

Wow! Jetzt war ich also selbstständig. Drei Monate lang habe ich mich in den Umbau der Internetseite, Behördengänge und Co gestürzt.

Klar, hätte ich das alles vielleicht schon vorher in Angriff nehmen sollen, aber hey, das ist mein erstes Mal! Und ich habe Vollzeit gearbeitet. Und bin an jedem freien Tag 170 km pro Strecke gependelt. 

Die ersten Stammkunden entwickelten sich, die ersten Hochzeitsaufträge flogen ins Postfach. 

Ich freue mich bis heute über jeden einzelnen Auftrag als wäre es der erste und bin unendlich dankbar für all das Vertrauen, das ihr mir entgegen bringt.

Nun hatte man sich in zwei Jahren gerade eingespielt und die zweite gruselige Steuererklärung als Selbstständige stand gerade an, da schlug Corona zu. 

Wir kamen gerade aus Berlin von einem Auftritt der Band meines Partners und sind quasi geradewegs in den Lockdown gefahren. Man wurde gerade etwas sicherer in diesem neuen Leben als sein eigener Chef, da kam mit der Pandemie neue Unsicherheit. Planbarkeit war zum Fremdwort geworden. Hochzeiten sagten wieder ab, verschoben auf unbestimmte Zeit, von allen Seiten wurde man gefragt, wie es einem als Selbstständiger denn damit geht. Natürlich war das alles immer ganz lieb gemeint, aber ich konnte es irgendwann nicht mehr hören. Ständig neue Verordnungen, ständig neue Maßnahmen. Nach ein paar Monaten war dann auch ich an dem Punkt, dass ich erstmal gar keine Shootings mehr gemacht habe. Wie oft habe ich abends mit den Tränen gekämpft, weil ich dachte, dass es schon wieder alles vorbei ist. Der Traum? Geplatzt! 

Dann dachte ich mir aber, dass ich noch nie etwas aufgegeben habe, was ich wirklich wollte und ich wollte auch ganz sicher nicht damit anfangen. Statt weiterzujammern habe ich meine Bilder überarbeitet, allen einen einheitlichen Farbstil gegeben, neue Bearbeitunsgmethoden ausprobiert, weil ich farblich noch immer nicht da war, wo ich sein wollte. Ich habe die freie Zeit genutzt und in Weiterbildungen investiert, mich auf meine drei Herzensthemen spezialisiert - Hochzeiten, Paare und Boudoir. Ich habe mein neutrales Studio komplett renoviert (schon wieder) und einen gemütlichen, warmen, romantischen Boho-Traum draus gemacht. Ich habe Portfoliosessions gemacht, weil ich mehr auf Natürlichkeit als auch gestellte Fotos gehen wollte, habe mich wieder hoch gekämpft und komme wieder mit einem Strahlen im Gesicht von meinen Shootings nach Hause.

Dreimal so viele Hochzeiten wie im Vorjahr hatte ich 2022. Ich habe fantastische Kunden und eine ebenso fantastische Zeit mit ihnen und so sehr die Unsicherheit der Coronaanfangszeit auch an uns allen gezerrt hat, ich bin froh, dass ich mich nicht habe unterkriegen lassen. Ich kann behaupten, ich habe das Beste draus gemacht - dank der Unterstützung meiner Eltern, meines Partners und engen Freunden, die sich alle so manches Geheule von mir anhören durften.

Von einem Lehrlingsgehalt von 270 € im ersten Lehrjahr zu der Möglichkeit, meinen Traum zu verwirklichen. 

Es ist noch ein ganzes Stückchen Weg, zu 100% davon leben zu können, aber nachdem ich die letzten zwei Jahre überstanden habe, weiß ich, dass ich so ziemlich alles überstehen kann, wenn ich an meiner Leidenschaft festhalte.

Ich habe große Pläne für die kommenden Jahre, mache parallel gerade noch ein Fernstudium zur Grafikdesignerin, um meine Palette zu erweitern und arbeite daran, meinen kleinen Onlineshop aus den Babyschuhen zu bekommen. Das wird aber wohl eher eine Winteraufgabe, wenn die Hochzeiten alle abgeliefert sind. 

Und die Möglichkeit, in Trassenheide beim 1. Usedomer Spukfestival meine kleinen magisch-mystischen Kreationen ausstellen zu dürfen, ist sicher auch ein Booster für mein Baby Moonspells & Nightmares.

Dazu aber an anderer Stelle mehr, weil es mit der Fotografie so gar nichts zu tun hat.

Abschließend möchte ich nochmal allen danken, die mir das alles hier ermöglichen. 

Meinem Modeldreigestirn Julia, Anna und Suse, die für jede Schandtat bereit sind und sich für mich im Winter im Kleid in den Wald stellen oder sich in Barbies verwandeln lassen oder von sinnlich-zart bis knallharter Trad Goth  in Lederjacke und Nieten alles an Ausstrahlung hinbekommen.

An all meine Brautpaare, deren emotionalsten Momenten ich beiwohnen darf.

All meinen Paaren, mit denen ich tolle Spaziergänge unternehmen kann, um entspannte und natürliche Fotos von ihnen zu machen.

Meinen lieben Freunden, die mir immer zur Seite stehen, fleißig Beiträge teilen, Gutscheine von mir verschenken und mich empfehlen.

Meinem Freund, der mich daran erinnert, dass ich auch mal eine Pause machen muss und nicht jeden Tag 13 Stunden arbeiten kann - obwohl er selbst nicht besser ist.

Meine Cousine und ihr Mann, die, auch wenn ich ihnen tausend Mal erkläre, dass ich kein Geld von ihnen möchte, wenn ich ihre Tochter für Fotoideen kidnappe, mir doch jedes Mal ein bisschen was zustecken.

Meine Follower auf all meinen sozialen Medien. Selbst, wenn ihr kein Shooting bei mir bucht, ist jeder Like, jeder Kommentar und jedes Teilen meiner Beiträge eine riesige Hilfe für mich

Und natürlich und ganz besonders meinen Eltern. Denn ohne sie wäre schon der erste Schritt in diese Richtung, die Ausbildung, gar nicht möglich gewesen. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Darjana (Freitag, 30 September 2022 11:57)

    Herzlichen Glückwunsch zu deinem 10 Jubiläum ❤️ du kannst stolz auf dich sein und zwar sehr! Wir sind es auch.


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